Fabienne Hoelzel, Jeremias Walter

Natalie Brehmer

Valentin Alisch, Kahyan Mac

Yanxin Chen, Fernanda Cienfuegos, Christophe Fischer, Siyi Huang, Victoria Johann, Julia Kühberger, Lisa Poinelli, Eva Racz, Markus Schiemann, Kristin Schmid, Shary Ramirez, Jeremias Walter, Sônia Wipfler, Maria Zerva

German

978-3-947746-01-9

2018

Stuttgart hat die historische und einmalige Chance, ein großes Gebiet in bester innerstädtischer Lage neu zu bespielen – auch wenn der Auslöser, der Bau des neuen Stuttgarter Hauptbahnhof respektive, die 90-Grad-Drehung des bisherigen Bahnhofs, eine turbulente und vielleicht sogar schmerzhafte Vorgeschichte produziert hat und als »Stuttgart 21« berühmt-berüchtigt geworden ist. Selbst für erfahrene Städtebauerinnen und Stadtplaner ist ein Entwurf in einer solchen Dimension, Tragweite und Komplexität wie die Beplanung des Stuttgarter Rosenstein-Areal darstellt, eine Knacknuss. So handelt es sich doch um eine strategische Planungsaufgabe, die, richtig angepackt, Impulse für die ganze Stadtregion setzen und einer Stadt, deren Urbanität massiv durch Verkehrsinfrastrukturbündelungen geprägt ist, eine neue Lese- und Lebensart einhauchen kann. Die 14 Studentinnen und Studenten des Städtebauentwurfsstudios »Stuttgart22+« an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart haben sich an diese Aufgabe herangewagt. Sie haben sich dabei als Labor verstanden, einen städtebaulichen Prozess zu entwerfen, den sie über Wochen an sich selber getestet und in der Folge optimiert haben. Vier »Expertinnen-Teams« – Landschaft, Bebauung, Infrastruktur-Metabolismus, sanft gesteuert von einer Mastermind-Gruppe und betreut von Lehrenden aus dem Bereich Städtebau, Landschaftsarchitektur und klimagerechter Gebäudetechnologie – haben ein Semester lang gestritten, verworfen und (sich) zusammengerauft, um zu Semesterende ein gemeinsames Projekt vorzustellen. Das Herzstück ist die sogenannte »Rosensteinplattform«, ein komplexes Vehikel, das über mehrere Jahrzehnte Planung, Finanzierung, Umsetzung und Betrieb, inklusive der Zwischennutzungen während der Bauphase, für das gesamte Areal steuert. Im Mittelpunkt standen dabei die Akteure, im Sinne eines akteursbasierten Städtebaus, und der Entwurf eines Frei- und Grünraumgerüstes, das die Basis für die Bebauung gelegt hat. Die Bebaungsregeln wurden wiederum aus den Testentwürfen abgeleitet. Im Zentrum stand weiterhin das Industrieerbe der Stadtregion und wie diese Erfolgsgeschichte in die Zukunft geführt werden kann. Politische Vertreterinnen und Planungsexperten der Stadt Stuttgart haben das Semester begleitet, indem sie die Entwürfe und Strategien der Studentinnen und Studenten mit diesen zusammen kritisch diskutiert haben.

Die Ergebnisse, von Jeremias Walter in der vorliegenden Publikation zusammengefasst, verstehen sich als ein Beitrag zu einer städtebaulichen Debatte nicht nur in Bezug auf das genannte Areal, sondern vor allem auch als bescheidener Beitrag zur Fragestellung, mit welchen Methoden, Mitteln, Instrumentarien und Regeln zukunftsfähiger Städtebau produziert werden kann – zukunftsfähig in einem Sinne, dass er fähig ist, im Moment der Umsetzung, 2022+, diejenigen Entscheidungen, die die Stadt für eine sehr lange Zeit prägen werden, präzise und richtig zu treffen, und dennoch so angelegt ist, dass er auf Veränderungen im gesellschaftlichen Miteinander zu reagieren vermag, also maximal flexibel und anpassungsfähig ist, ohne beliebig oder »formlos« zu sein.